Als die Gabe der künstlerischen Gestaltung vergeben wurde, habe ich nicht „Hier!“ gerufen. Ich bin da eher grobmotorisch veranlagt. Der „Running-Gag“ bei uns im Team war lange Zeit meine Veröffentlichung zu einem didaktischen Entwurf einer Bibelarbeit. Bei dem im Raster vorgesehenen Punkt „Gestaltete Mitte“ habe ich recht einfach nur vermerkt: „Ein Tuch.“

Auch beim Umgang mit Stift und Pinsel bin ich nie wirklich über das „Kopffüßler-Stadium“ hinausgelangt. So hat mich die Welle, die seit einiger Zeit unter dem Titel „Bible Art Journaling“ durch die Lande schwappt, auch nicht mit voller Breitseite erwischt. Aber je länger und öfter sie mir um die Füße rollt, beginne ich den Reiz zu erkennen. Bibeltexte werden in der Bibel mit mehr oder weniger künstlerisch anspruchsvollen Worten und Motiven ausgeschmückt. Das, was einem beim Lesen unter den Nägeln brennt, was einen bewegt, zum Nachdenken bringt wird nicht nur in Worte gefasst, sondern mit Hilfe von Farbe, Schere und Papier in ein Bild. Und das direkt in und über dem Text. In gewisser Weise eine Fortführung dessen, was ich damals in meinen ersten Bibelleseversuchen auch gemacht habe: Ich notierte mir mit Bleistift Gedanken an den Seitenrand oder markierte in verschiedenen Farben mir wichtige Worte, Sätze, Verse. Das Bible Art Journaling ist sozusagen eigentlich nur eine Fortführung dessen. Geschichten, die so interpretiert und durchgearbeitet wurden, brennen sich stärker ins Gedächtnis ein, als wenn man „nur“ darüber ins Gespräch kommt. Und es kommt nicht auf oben angesprochene Gabe an. Bei den einen könnte schon eine Ausstellung mit verzierten Bibelseiten in Angriff genommen werden, bei anderen (wie mir) bleibt es bei der persönlichen ganz intensiven Beschäftigung mit dem Text. In gewisser Weise das in Ezechiel 3,3 angesprochene „Essen der Buchrolle“: Vielleicht hat der Prophet auch nicht wirklich die Rolle mit Gottes Wort gegessen, sondern sie mit der Methode des Bible Art Journaling „durchgekaut“, bis sie in seinem Mund „süß wurden wie Honig“.

Mehr zu dieser Methode findet man vor allem auf der Webseite: www.bibleartjournaling.de

Wer Zeit und Lust hat, kann es auch am 18. September von 19-21 Uhr im Haus Landeskirchlicher Dienste (Olpe 35, 44135 Dortmund) einmal unter professioneller Anleitung ausprobieren. In den Räumen der Werkstatt Bibel des Amtes für missionarische Dienste findet ein Workshop statt. Weitere Infos unter: www.amd-westfalen.de/hoeren-entdecken/werkstatt-bibel/werkstatt-bibel-art.

Herzliche Einladung auch an die, denen ein Tuch als gestaltete Mitte schon reicht 😉